Zum Christopher Street Day
Menschenrechte zu achten und zu würdigen, sich gegen Diskriminierung stark zu machen, Toleranz und Weltoffenheit zeigen – all dies sind Dinge, die im Jahr 2022 selbstverständlich sein sollten. Doch gerade in einer Stadt wie Dessau-Roßlau, als Erbin vom Bauhaus, Weill und Mendelssohn, welche den Anspruch erhebt, eben diese Werte zu vertreten, scheint diese Botschaft noch nicht deutlich genug angekommen zu sein – weder bei allen Stadträten noch in der Stadtverwaltung.
Der Ausgrenzung sozialer Minderheiten kann und darf auch hier kein Raum geboten werden. Die im Finanzausschuss getätigten Äußerungen verurteilen wir scharf.
In der Hoffnung, dass Herr Stadtrat Frisch in seinen rückwärtsgewandten, antiquierten und verletzenden Äußerungen als Privatperson gesprochen hat, fordern wir ihn auf, sich persönlich zu entschuldigen.
Die Ausrichtung des Christopher Street Days in Dessau-Roßlau ist ein längst überfälliger Gedenktag, der seinen regelmäßigen Platz haben muss, solange noch Vorurteile der Akzeptanz entgegenstehen. Die Fraktion Pro Dessau-Roßlau steht voll und ganz hinter dieser Beschlussvorlage und erhofft sich von der Stadtverwaltung darüber hinaus eine Weiterentwicklung.
Wenn wir nach dem Motto „Bunt statt braun“ die Regenbogenflagge gemeinsam mit den regionalen Kirchenverbänden schwenken, muss dies ebenso für den CSD gelten.
Das Hamburger Rathaus hisst seit 15 Jahren zur Pride Week die bunte Fahne, Spielführer von Bundesliga- oder Nationalmannschaften tragen regenbogenfarbene Armbinden…die Beispiele ließen sich fortsetzen. Ein CSD sollte doch mit Unterstützung der Stadtverwaltung auch in Dessau-Roßlau möglich sein.
Thomas Picek
Fraktionsvorsitzender und Stadtratsmitglied
Pro Dessau-Roßlau
Persönliche Erinnerung an den verstorbenen Baudezernenten der Stadt nach der Wende, Dr. Haag
Das gemeinsame Interesse den Schwung der Wendebewegung zu nutzen und unsere Stadt gemeinsam voranzubringen vereinte die politischen Kräfte der Stadt 1990 zur großen Koalition. Für die meisten Dezernentenstellen und den OB fanden sich schnell Personen die bereit waren Verantwortung zu übernehmen und auf die sich die Koalition einigen konnte. Nur die Stelle des Baudezernenten war ohne Bewerber. Die Versuche die eigenen Mitarbeiter aus dem Baubereich der Stadtverwaltung, wie z.B. Dr. Paul oder Herr Lademann, für diese Aufgabe zu gewinnen, scheiterten weil das unbekannte Baurecht der BRD eine zu große Hürde für die angesprochenen war.
Da erhielt ich an einem Wochenende im Frühjahr 1990 einen Anruf von einem SPD Mitglied aus Zerbst, der fragte ob er mal kurz mit einem ehemaligen Dessauer Bürger aus Nürtingen, der Partnerstadt aus Zerbst, vorbeikommen könne. Gut eine Stunde später saßen beide in unserem Wohnzimmer und es stellte sich heraus, dass der Besucher, Dr. Siegfried Haag, ein Architekt und Stadtplaner war, der unter anderem mit unserem Ehrenbürger Karl Heinz Heise und Prof. Erhard Hirsch in Dessau zur Schule gegangen war. Er hatte sich in den Jahren der Deutschen Trennung in alter Verbundenheit kontinuierlich mit der Stadtentwicklung von Dessau befasst und stand dazu im Kontakt mit Prof. Hirsch.
Seine Studien und Überlegungen zu diesem Thema hatte er in einem Aktenkoffer voller Unterlagen mitgebracht. Meine spontane Frage, ob er sich vorstellen könnte, eine begrenzte Zeit in Dessau das Amt des Baudezernenten zu übernehmen, kam für ihn sehr überraschend. Er erklärte sich aber bereit darüber nachzudenken. Ich habe deshalb einige Personen wie Dr. Neubert und Dr. Paul angerufen, die auch sofort bereit waren mit Dr. Haag zu sprechen und so wurde an diesem Tage der Grundstein für seine spätere, und wie ich denke erfolgreiche, Arbeit in Dessau gelegt.
Zu den Ergebnissen vieler von ihm initiierter und begleiteter städtebaulicher Wettbewerbe gehört unter anderem der Rathauserweiterungsbau oder, wie auch die in späteren Wettbewerben erneut bestätigte Erkenntnis, die Stadtparkkante entlang der Kavalierstraße entsprechend der historischen Situation wieder zu bebauen.
Diese Erkenntnis wurde mit dem Bau des Bauhausmuseums umgesetzt.
Dr. Haag hat nach 4 Jahren Amtszeit mit Ende der Legislaturperiode im 66.Lebensjahr seine Tätigkeit in Dessau beendet und mit seiner Frau in Nürtingen seinen Lebensabend verbracht. Dort ist er jetzt in dem 94. Lebensjahr nach einem erfüllten Leben ruhig eingeschlafen.
Thomas Picek
(im Namen von Hans-Georg Otto)
Fraktion Pro Dessau-Roßlau
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