Liebe Bürgerinnen und Bürger,
ich möchte die Gelegenheit nutzen zu einigen Themen der Stadtentwicklung Stellung zu nehmen. In der MZ vom 22.05.2020 war der Leerstand im Dessau-Center wieder einmal Thema einer Diskussion, wo das Zentrum von Dessau vor dem zweiten Weltkrieg war und ob die Verkaufsflächen ohne Dessau-Center nicht schon ausreichend gewesen wären, wie die IHK immer wieder gutachterlich belegt.
Das historische Zentrum war sicher um das Rathaus herum. Aber schon mit dem Entstehen der Kavalierstraße und der Askanischen Straße hat sich das Zentrum verlagert. Nun bin ich trotz meines Alters zu jung um die Situation vor dem zweiten Weltkrieg zu kennen. Aber ich erinnere mich noch gut an die Zeit ab 1952 als wir aus Russland zurückkamen. Vom damaligen (Kaufhaus Näser) HO-Kaufhaus, in der Kavalierstraße über die vielen Geschäfte in den teilweise zerstörten Häusern in der Askanischen Straße bis zum August-Bebel-Platz und bis zum ehemaligen im Keller- und Erdgeschoss erhaltenen Kaufhaus Werwig.in der Willy-Lohmann-Straße war die Stadt belebt mit Menschen die einkauften.
Viele alte Dessauer, die meisten davon leben leider nicht mehr, haben mich am Anfang meiner Amtszeit als OB aufgefordert dafür zu sorgen, dass die Kavalierstraße wieder das wird was sie war, dass es Lust und Sinn macht dort zu flanieren. Mit dem Rathauscenter war schon ein Anziehungspunkt in der Kavalierstraße entstanden. Das Konsument- später Hortenwarenhaus war nach seiner Schließung dem Verfall preisgegeben. Abstürzende Fassadenteile hatten bereits weiträumige Absperrungen der Gehwege erfordert. Niemand hätte das Gebäude abgerissen ohne Folgeinvestitionen. Dass es sich weiter zum Schandfleck der Stadt entwickeln würde, war abzusehen. Die einzige greifbare Investition an dieser Stelle war ein weiteres Einkaufszentrum. Dadurch konnte ein Punkt entstehen der Menschen anzieht und veranlasst zwischen den beiden Einkaufszentren zu flanieren.
Von Anfang an waren im Dessau-Center nicht nur Geschäfte geplant, sondern auch Büros Arztpraxen und Gastronomie. Mit dem zentralen, verkehrlich gut erschlossenen Standort für das MVZ ist bereits eine sehr gelungene Nutzung realisiert worden. Auch von dem Parkhaus profitieren wir alle.
Das immer wieder zitierte Handelsgutachten der IHK hat nicht berücksichtigt, dass Dessau schon immer ein Einkaufszentrum der Region war und deshalb etwas mehr an Handelsflächen vertragen kann. Man muss natürlich als Stadt dafür sorgen, dass die Menschen auch gut in die Innenstadt kommen. Wenn man an jeder Ampel steht und nicht vorankommt überlegt man sich natürlich ob man nicht gleich über die Autobahn zum Saalepark fährt. In einigen Regionen von Sachsen werden jetzt kostenlos Busse eingesetzt die die Bevölkerung in die Innenstadt bringen sollen.
Natürlich hat der Einzelhandel mit dem Internethandel eine riesige Konkurrenz erhalten. Darüber klagen alle Städte in Deutschland und beklagen noch mehr Leerstände in den Innenstädten. Corona Schließungen und Maskenpflicht haben die Schwierigkeiten des Einzelhandels weiter erhöht. Ohne attraktiven Einzelhandel werden unsere Innstädte aber veröden und die Gastronomie einen weiteren Niedergang erleben. Es ist deshalb für mich nicht nachvollziehbar warum die Bundesregierung die Mehrwertsteuersenkung auch für den Internethandel vornimmt.
IHK, Händlergemeinschaft und Stadtverwaltung sollten gemeinsam Konzepte entwickeln um den Einzelhandel zu stärken.
Zurück zum Thema Flaniermeile. Mit dem Ausbau der Kavalierstraße und der Errichtung des Bauhausmuseums sind wir dem Ziel ein Stück näher gekommen. Nach langem Kampf soll nun auch unser unvollendeter Stadtparkbrunnen mit drei weiteren Figuren ergänzt werden.
Ich habe mich immer wieder dafür eingesetzt weil man unmittelbar am Bauhausmuseum mit den Figuren den Touristen auch Stadtgeschichte vermitteln kann. Obwohl das ursprüngliche Konzept des Brunnens mit 10 Figuren im Außenkreis vom Stadtrat bestätigt war, hat sich die Stadt jetzt im Rahmen der Neuordnung der Kunstobjekte im Stadtpark durch eine auswärtige Kuratorin vorschreiben lassen, dass der Brunnen nur mit 3 Figuren ergänzt werden soll – Dessau-(Roßlau) eben!!
Ein ärgerliches Thema ist die Ferdinand-von-Schill-Straße. Hätte die Stadtverwaltung und die anderen Parteien und Wählergemeinschaften im Stadtrat das Kreuz gehabt unserem Vorschlag zuzustimmen und in Anbetracht der unklaren Rechtslage der Straßenausbaubeiträge in Sachsen-Anhalt die Beitragssätze deutlich reduziert und im Höchstbetrag begrenzt, hätte ein weiteres Stück Stadtentwicklung beginnen können und Fördermittel wären nicht verfallen. Jetzt hat sich endlich die Regierungskoalition in Sachsen-Anhalt entschlossen die Straßenausbaubeiträge rückwirkend zum 01.01.2020 abzuschaffen. Davon hätten dann auch die Anwohner der Ferdinand-von Schill-Straße profitiert.
Pro Dessau-Roßlau wünscht Ihnen weiterhin eine Corona freie Zeit und einen erholsamen Sommerurlaub.
Hans-Georg Otto
Stadtrat
Fraktion Pro Dessau-Roßlau
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