Innenstadt und Nordumgehung
Ein Thema, welches bereits vor einiger Zeit für Diskussionen in der Stadt sorgte, war die Ankündigung der DWG, den vorderen, leerstehenden Wohnblock in der Ferdinand-von-Schill-Straße 19 und 20 abreißen zu wollen. Die Vorstellung, dass an dem Platz in der Straße kein Haus mehr stehen würde, sorgte an sich schon für unterschiedliche Meinungen. Auch mir, als Dessauer, fehlte die Vorstellung, dass sich damit das Straßenbild sichtbar verändern würde. Ich hatte das Gefühl, mir würde dadurch ein Stück bekannte Stadtgeschichte genommen. Trotz dieser Verbundenheit sollte man sich gleichwohl auch die Gründe für die Entscheidung zum Abriss vor Augen führen.
Die DWG verzeichnet in der Stadt einen Wohnungsleerstand von etwa 30%, darunter auch eine Vielzahl der Wohnungen im benannten Wohnhaus. Ursprünglich war vorgesehen, dass der Wohnblock, ähnlich dem Haus zur Antoinettenstraße, eine grundlegende Renovierung erhält. Vorbereitende Arbeiten wurden getroffen und der Baufortschritt (u. a. Abriss der Balkone etc.) war schon relativ weit. Diese Sanierungsmaßnahmen wurden Mitte des Jahres 2021, aufgrund gestiegener Baukosten, vorerst gestoppt. Eine Wiederaufnahme der Baumaßnahmen sollte nach damals positiv prognostizierter Baupreisentwicklung 2022 wieder beginnen. Da die positiven Preisentwicklungen nicht erfolgten, sich sogar verschlechterten, folgte der Aufsichtsrat dem Vorschlag der dwg Geschäftsführung und stimmte einem Abriss zu.
Für eine neue Debatte sorgte kürzlich eine offizielle Verlautbarung, dass ein Dessauer Investor Kaufinteresse an der Immobilie in der Innenstadt zeigte. Ein erster Impuls ließ den Gedanken aufkommen, dass mit dem Verkauf des Objektes das gesamte Wohnblockensemble Antoinettenstraße/F.-v.-Schill-Straße, mit seinen geraden, klaren Strukturen erhalten bleibt.
Lassen Sie uns auch diesen Sachverhalt aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Es ist möglich, dass der Investor am Erhalt des Wohnhauses festhält, die Sanierung intensiviert und durch Mieteraquise eine gute Wohnqualität im Quartier herstellt. Andererseits verliert die kommunale Familie nach einem Verkauf des Objektes und des Grundstückes Einflussmöglichkeiten für eine weitere Entwicklung des Quartiers und des Stadtbildes. Wie sich die Situation nach einem möglichen Verkauf erweist, kann derzeit niemand beurteilen.
Sollte die dwg sich gegen den Verkauf entscheiden und den geplanten Abriss durchführen, würde dieser kleine Bereich der Stadt ein Stück seiner bisherigen Identität verlieren. Aber seien wir mal ehrlich: eine Aufwertung des Quartiers wäre durchaus denkbar. Daher möchte ich in diesem Zusammenhang ihren Blick in den Westen der Stadt, nach Zoberberg, lenken. Nach dem Abriss der dortigen Wohnblöcke hat das Quartier durch Begrünung, sowie der Anlage neuer Wege eine erhebliche Steigerung der Lebens- und Wohnqualität erfahren. Warum soll das für den innerstädtischen Bereich nicht auch möglich sein?
Marco Egelkraut
Stadtrat
Fraktion Pro Dessau-Roßlau
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