Für eine starke Schullandschaft
Die jüngst von der Landesregierung Sachsen-Anhalts vorgestellte Reform des Schulgesetzes mag auf den ersten Blick ambitioniert erscheinen, doch bei genauerer Betrachtung offenbaren sich erhebliche und Risiken, die insbesondere für unsere Stadt Dessau-Roßlau und unsere Bürger:innen von großer Bedeutung sind.
Die Einführung strengerer Mindestschülerzahlen, insbesondere in Oberzentren wie Dessau-Roßlau, ist ein zentraler Punkt der Reform. Eine erste Klasse soll künftig mindestens 25 Kinder umfassen. Diese Vorgabe mag in dicht besiedelten Gebieten umsetzbar sein, doch sowohl in kleineren Stadtteilen und ländlichen Regionen als eben auch in unserem Oberzentrum wird sie unweigerlich zu Schulschließungen führen. Schulen, die diese Zahlen nicht erreichen, werden gezwungen sein, ihre Türen zu schließen, was zu einer weiteren Zentralisierung und längeren Schulwegen für unsere Kinder führt. Dies widerspricht dem Grundsatz der wohnortnahen Bildung und belastet Familien zusätzlich.
Die Förderung von Kooperationen und Fusionen zwischen Schulen wird als Antwort auf sinkende Schülerzahlen und Lehrermangel präsentiert. Doch diese Maßnahmen sind lediglich ein Pflaster auf einer tiefen Wunde. Die Zusammenlegung von Schulen mag kurzfristig Ressourcen bündeln, doch sie löst nicht das grundlegende Problem des Lehrkräftemangels. Stattdessen führt sie zu einer Überlastung der verbleibenden Lehrkräfte und einer Verschlechterung der Unterrichtsqualität. Wir benötigen nachhaltige Lösungen, die den Lehrerberuf attraktiver machen und die Ausbildung von Lehrkräften fördern.
Die Integration digitaler Lehr- und Lernformen ist ein begrüßenswerter Schritt, doch auch hier fehlt es an einer durchdachten Umsetzung. Schulen sollen künftig selbst entscheiden können, ob sie digitale Unterrichtsformen ergänzend zum Präsenzunterricht einsetzen. Dies birgt die Gefahr einer ungleichen Verteilung der digitalen Bildungschancen. Schulen in finanzstarken Kommunen werden diese Möglichkeiten besser nutzen können als solche in strukturschwachen Regionen. Es bedarf klarer Richtlinien und einer ausreichenden finanziellen Ausstattung, um sicherzustellen, dass alle Schüler:innen gleichermaßen von der Digitalisierung profitieren.
Ein weiterer Kritikpunkt ist der Wegfall der Gastschulbeiträge. Städte wie Dessau-Roßlau befürchten erhebliche Einnahmeverluste, da sie weiterhin gesetzlich verpflichtet sind, Gastkinder aufzunehmen, ohne dafür einen finanziellen Ausgleich zu erhalten. Dies führt zu einer ungleichen Lastenverteilung und belastet die kommunalen Haushalte zusätzlich. Es ist unabdingbar, dass die Landesregierung hier für einen fairen Ausgleich sorgt, um die finanzielle Stabilität der Städte zu gewährleisten.
Die geplante Schulgesetzreform der Landesregierung Sachsen-Anhalts mag gut gemeint sein, doch sie geht an den realen Bedürfnissen und Herausforderungen vorbei. Statt auf kurzfristige Maßnahmen und Scheinlösungen zu setzen, benötigen wir eine nachhaltige und ganzheitliche Bildungsstrategie, die die Vielfalt unserer Stadtteile und die Bedürfnisse aller Schüler:innen berücksichtigt. Wir lehnen daher den aktuellen Entwurf entschieden ab und fordern einen umfassenden Dialog zwischen Landesregierung und allen Betroffenen, insbesondere den Vertretern unserer Stadtverwaltung.
Christine Bebber und Thomas Picek
Fraktion Pro Dessau-Roßlau
Poststraße 6
06844 Dessau-Roßlau
Tel.: 0340 / 850 79 29
Fax: 0340 / 850 79 34
Mail: info@prodessau.de
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.